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Grassiert jetzt Corona-Durchfall? Zahlen befeuern JN.1-Verdacht (Nachrichten)
Die Corona-Zahlen steigen an. Laut Abwassermonitoring ist derzeit JN.1 die dominierende Variante in Deutschland. Experten äußern den Verdacht, dass sich gerade diese hinterlistige Variante immer mehr vom Atemwegsinfekt zum Darminfekt entwickeln könnte. Ein Virologe klärt auf.
Die Corona-Zahlen steigen. Laut Pandemie-Radar liegt die offizielle 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner zwar nur bei
- 35 Fällen .
Aber diese Zahlen geben wenig Aufschluss über die tatsächliche Infektionslage, da sich viele Menschen mit Atemwegsinfekten gar nicht mehr testen lassen.
Laut aktuellem Abwasser-Monitoring für die epidemiologische Lage (AMELAG) des Robert-Koch-Instituts (RKI) muss die Viruslast in der Bevölkerung deutlich höher sein. So fand man im Vergleich zur Vorwoche
- 54 Prozent
mehr Gen-Fragmente von Corona im Abwasser.
Generell gilt: Je höher die Viruslast im Abwasser desto mehr Menschen sind auch infiziert. Dennoch lässt sich aus dem Abwasser-Monitoring keine Inzidenz ableiten und niemand weiß so genau, wie viele Viren Infizierte überhaupt mit Stuhl und Urin ausscheiden – und vor allem wie lange.
Auch könnte es sein, dass sich dies von Variante zu Variante unterscheidet: „Es ist möglich, dass aktuelle Virusvarianten zu einer höheren Virusausscheidung führen als frühere Varianten“, erklärt das RKI auf Anfrage von FOCUS online.
JN.1 dominiert im Abwasser-Monitoring, aber nicht bei positiven Corona-Tests
Auffällig ist aber, dass im Abwasser die Variante JN.1, ein Abkömmling der Omikron-Sublinie Pirola (BA.2.86), klar dominiert. Laut aktuellem Wochenbericht des RKI, der diesbezüglich auf die Sequenzierung von positiven Corona-Test basierts, liegt JN.1 aber lediglich bei
- 17 Prozent.
Nach wie vor dominiert demnach Eris (EG.5) mit
- 49 Prozent .
Experten mutmaßen, dass JN.1 kein Atemwegsinfekt mehr ist
Könnte es also sein, dass JN.1 sich immer mehr zu einem Darmvirus mutiert und deshalb die Last im Abwasser mit dieser Variante so hoch ist? Diese Frage stellten sich auch bereits einige Experten auf X (ehemals Twitter). So postete der Datenexperte Otmar Scherrer-Genermann, dass JN.1 spaltungsresistente ACE-2-Rezeptoren bevorzugt, die im Dünndarm, aber eher selten in der Lunge anzutreffen sind.
Zur Erklärung: Das Corona-Virus dockt mit seinem Spike-Protein genau an diese ACE-2-Rezeptoren an und dringt so in die menschliche Zelle ein – infiziert sie also. Diese Bindungsaffinität ist bei allen Omikron-Varianten deutlich höher als bei den ursprünglichen Varianten. Deshalb sind sie auch ansteckender.
Dass Corona sich nun mehr im Dünndarm ausbreite, sei ein Trend, der sich mit der JN.1-Variante dramatisch beschleunige, schreibt ein weiterer Experte, Ryan Hisner, auf X. Verwandelt sich Sars-CoV-2 also von einem Atemwegsinfekt zu einem Darminfekt?
Virologe Weber: Infektionen des Darmtrakts nicht unüblich bei Corona
„Gastrointestinale Infektionen sind bei Coronaviren sehr üblich, und auch bei Sars-CoV-2 gab es das schon von Anfang an zusätzlich zur Infektion der Atemwege“, erklärt der Virologe Friedemann Weber auf Anfrage von FOCUS online. Es sei daher gut vorstellbar, dass JN.1 eine verstärkte Aktivität diesbezüglich hätte, so Weber weiter. Allerdings bedeute dies nicht, dass deswegen gleichzeitig die Fähigkeit der respiratorischen Übertragung abnehme, schränkt Weber ein.
So gibt es auch Punkte, die dagegensprechen, dass eine Verschiebung hin zu rein gastrointestinaler Übertragung stattfindet: „Da würde ich eine langsamere Verbreitung erwarten als es bei respiratorischer Übertragung der Fall ist“, gibt Weber zu bedenken. Dies sei gerade bei JN.1 nicht erkennbar.
Dennoch lässt sich die hohe Abwasser-Belastung durch Sars-Cov-2 nicht vom Tisch wischen: „Eine verstärkte Infektion des Gastrointestinaltraktes könnte aber die enorm hohen Sars-CoV-2-Mengen in Abwasserproben erklären“. Das bedeutet: Eine Infektion mit JN.1 könnte tatsächlich verstärkt den Darmtrakt befallen. Trotzdem: Ein reiner Darmerreger ist diese Variante dennoch nicht, sonst wäre sie nicht so verbreitet.
JN.1 – „hinterlistige“ immun-evasive Variante
Pirola und sein Abkömmling JN.1 sorgen in Wissenschaftskreisen für Aufsehen. Pirola verfügt bereits über 20 Mutationen am Spike-Protein, die das Virus noch schneller in die Zellen eindringen lassen und dabei helfen, dass sie dem Immunsystem besser entgeht. JN.1 könnte dies noch toppen: Wegen ihrer zusätzlichen Mutation sei die Variante „noch immun-evasiver “ als ihre Eltern, zitiert das Gesundheitsmagazin „ Prevention “ den Infektiologen Thomas Russo von der Buffalo Universität in New York , den Entdecker dieser Variante. Auch das „ Center for Disease Control and Prevention (CDC) “ mutmaßt, dass JN.1 entweder übertragbarer sei oder besser ins Immunsystem eindringe.
JN.1 sei also „hinterlistig“, sagt Russo weiter. Da sich JN.1 wie Pirola (BA.2.86) von anderen Stämmen unterscheide, bestünde die Gefahr, dass es wieder mehr Infektionen gebe. Nach Einschätzung des CDC ist die Sublinie die derzeit am schnellsten wachsende Variante in den USA. Dort macht sie ähnlich wie in Deutschland 15 bis 29 Prozent aller Corona-Erkrankungen aus.
Durchfall gehört zu den Symptomen von Covid-19
Über die genaue Symptomatik von JN.1 ist bisher noch nicht viel bekannt. Zu den Hauptsymptomen aller Varianten gehören nach wie vor
- Kopfschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Gliederschmerzen
- laufende oder verstopfte Nase
- Halsschmerzen
- Niesen
- Husten
- evtl. Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns
Allerdings brachte die „Zoe Covid Symptom Study“ in Großbritannien, bei der mehr als vier Millionen Infizierte laufend ihre Krankheitsanzeichen mit Hilfe einer App dokumentieren, noch weitere eher ungewöhnliche Symptome ans Licht. Wie das britische Portal „ChronicleLive“ berichtet, kann es bei Pirola zusätzlich noch zu
- Durchfall
- Hautausschlag
- Veränderungen im Mund oder auf der Zunge (sogenannte Covid-Zunge), wie Schwellungen im Mund und Geschwüre auf der Zunge oder der Innenseite von Mund und Lippen
- roten und wunden Fingern oder Zehen
- einer heiseren Stimme
- juckenden oder roten Augen
kommen.
Durchfall ein häufiges und frühes Corona-Symptom
Tatsächlich gehört Durchfall nicht erst seit Omikron zu den Symptomen von Covid-19. Schon frühe Studien zu Anfang der Pandemie haben gezeigt, dass ein Teil der Betroffenen unter gastroenterologische Symptomen leidet. So gehört Durchfall oft zu den ersten Symptomen nach einer Infektion, die zusammen mit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- Bauchschmerzen und allgemeinem Unwohlsein
auftreten können. Der Grund: Sobald sich das Corona-Virus an eine ACE2-Rezeptor, die sich hauptsächlich im Dünndarm befinden, bindet, stößt es eine Reihe von Vorgängen an, die zu einer Entzündung im Dünndarm führen, heißt es in einem Fachartikel bei „ ada.com “. Corona-Viren verursachten einen wässrigen und breiigen Durchfall, der mit Fieber, Krämpfen und Bauchschmerzen einhergehe, heißt es darin weiter. Da eine Infektion auch die Darmflora verändere, könne der Durchfall auch länger als ein paar Tage anhalten und sich sogar als ein mögliches Long-Covid-Symptom zeigen.
Ob künftig häufiger Magen-Darm-Probleme durch Covid-19 auftreten, wird sich zeigen. Das wichtigste ist aber: „Das von BA.2.86 und ihren Sublinien [Anmerkung der Redaktion: JN.1] ausgehende Risiko wird für die öffentliche Gesundheit von der WHO derzeit als gering eingestuft “, schreibt das RKI.
Quelle: focus.de
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